Sehnsüchte

Eine Frau lebte seit vielen Jahren alleine in einem Haus am Rande eines kleinen Ortes auf einer fernen Insel. Die Menschen nannten sie die Töpferin. In ihrem kleinen Atelier entstanden wundervolle Schalen, Krüge, Vasen und Teller, die auf der ganzen Insel begehrt waren. Einmal in der Woche ging die Frau auf den Markt, um sich am Stand einer alten Bäuerin aus dem Nachbardorf Ton und andere Zutaten zu kaufen.

Obwohl sie viele Freunde hatte, die Menschen ihre Arbeit liebten und das Leben sie mit allem versorgte, spürte die Frau eine Sehnsucht, deren Ursache sie sich nicht erklären konnte.
Eines Tages, als sie wieder auf den Markt ging, war der Stand der alten Bäuerin verschwunden. Noch nie in all den Jahren, seit die Frau Töpferin war, hatte die Bäuerin einen Markttag ausgelassen. Die Frau spürte, dass etwas Unwiderrufliches geschehen war. Nicht nur der Stand war verschwunden, es schien, als würde das Universum gerade ein Kapitel in der Geschichte ihres Lebens schliessen.

Nur wenige Schritte von dem alten Platz entfernt entdeckte sie einen neuen Stand, an dem ebenfalls Ton angeboten wurde. Sie ging hinüber und war gerade dabei die Qualität zu begutachten, als der Inhaber hinter seinem Marktwagen hervorkam. Ein Mann in hellem Gewand etwa in ihrem Alter, schlank, mit dunklen, fast schwarzen Haaren, bronzefarbener Haut und feinen Zügen. Auf seinen Lippen schien ein unsichtbares Lächeln zu schweben und seine Augen strahlten wie türkisgrüne Smaragde.

„Ich kaufe meinen Ton seit langem bei einer alten Bäuerin“, sagte die Frau statt einer Begrüssung und machte eine unsichere Handbewegung in die Richtung, in der sich der alte Stand befunden hatte. Der Mann nickte. „Sie war meine Großmutter“, sagte er. Trauer schimmerte durch die Smaragde.

Die Frau wusste nicht, was sie entgegnen sollte. „Ihre Quelle war versiegt“, ergänzte er, ohne eine Antwort zu erwarten. „Aber das Leben geht weiter und ich habe eine Neue gefunden.“
Er deutete auf die ziegelsteingrossen, mit lehmartiger Masse gefüllten Pakete. „Ebenso gut. Für manche vielleicht sogar besser.“ Die Frau lächelte flüchtig, kaufte drei Pakete und machte sich in Gedanken versunken auf den Heimweg. Etwas an der Begegnung mit dem Mann hatte sie berührt, aber ihre Gefühle waren verwirrend. Der Tod der alten Bäuerin, die Tatsache, dass ihr Material nie mehr dasselbe sein würde. Das Gefühl von Vergänglichkeit. Einsamkeit. Das Wissen, dass Nichts in einem Leben jemals gleich bleiben würde. Und dann der Blick dieses Mannes…

Als sie an einem der folgenden Tage ihren Töpferplatz aufräumte und die Reste der Tagesarbeit beseitigte, bemerkte sie einen kleinen Klumpen Ton auf dem Boden. Das war an sich nichts Besonderes, aber dieser hier erinnerte sie an einen Vogel. Sie hielt inne, betrachtete versunken das Tonstück und es war, als würde eine zarte Stimme in ihrem Kopf rufen: „Gib mir Leben“.
Die Frau nahm den Tonklumpen, legte ihn auf den Tisch und sah ihn an. „Lass mich fliegen“, sagte der Klumpen leise und in diesem Augenblick erkannte sie vor sich nicht mehr ein Stück Ton. Sie sah eine Möwe. Vorsichtig strich sie einen herausragenden Teil des Klumpens zwischen zwei Fingern zu Recht, bis er wie ein Flügel aussah. Und ein anderer Teil verwandelte sich in ihren Händen zu einem Schnabel, ein weiterer wurde zu zwei Beinen und noch ein anderer formte sich zu einem zweiten Flügel. Die Frau bettete die Möwe in ihre linke Hand. Sie betrachtete, drehte und streichelte sie und während sie dies tat wurde die Möwe schöner und schöner. Bis sie schliesslich lebendig war. „Danke“, sagte die Möwe, strich einmal mit dem Schnabel von rechts und links über die Handfläche der Frau und flog durch das offene Fenster auf das Meer hinaus.

Von diesem Tag an begann die Frau aus den Tonresten neben ihrer Töpferscheibe kleine Vögel zu formen. Sie bemerkte schnell, dass ihr Möwen besonders gut von der Hand gingen und sie sich dabei fühlte, wie eine Zauberin, zwischen deren Fingern auf magische Weise Leben entstand. Die Frau fuhr damit fort, ihre Krüge und Teller zu töpfern, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aber immer wenn sie ein wenig Zeit hatte, liess sie einen weiteren Vogel entstehen. Und jedes Mal, wenn sie wieder einem Tonklumpen Leben eingehaucht hatte und eine neue Möwe, eine Taube oder ein Pelikan ihre Hand verliess, war es, als flöge ein Stück von ihr selbst mit in den Himmel. Das Haus der Frau stand nahe am Meer und sie liebte es, nach getaner Arbeit zu den Klippen zu gehen, um die Sonne im Wasser versinken zu sehen. Seit ihren Erlebnissen mit den Tonklumpen hatte sie begonnen, die Vögel aufmerksam zu beobachten, um Anregungen für ihre Arbeit zu bekommen. Einmal geschah es, dass sie einen Pelikan, der in der Nähe des Strandes fischte, wieder erkannte. Und danach einen Reiher und zwei Möwen. Ab diesem Augenblick konnte die Frau unter den Vögeln diejenigen erkennen, denen sie selbst das Leben gegeben hatte. Sie spürte, dass die Vögel dort draußen ein Teil von ihr waren und sie ein Teil dieser Vögel. Und je mehr sie dies spürte, umso klarer wurde ihr, dass sie sich nichts mehr wünschte, als selbst am Himmel zu fliegen.
Jedes Einzelne der Geschöpfe, die unter ihren Händen entstanden, war so sehr von Leben und der Sehnsucht nach Freiheit beseelt, dass es in den Himmel flog, sobald die Frau es erschaffen hatte. So kam es, dass kein anderer Mensch, als sie selbst jemals einen der Vögel zu sehen bekam. Viele Wochen vergingen und sie traute sich nicht, irgendjemandem etwas von ihren Erlebnissen zu erzählen. Doch eines Tages fasste sie allen Mut zusammen, ging auf den Markt und stellte dem Besitzer des Standes die Frage, die in ihr brannte:
„Was für ein Ton ist das?“ „Nichts Besonderes. Einfach nur Ton.“ Er lächelte auf eine Art, als hätte er auf diese Frage gewartet „Das ist nicht wahr. Es ist…“ Sie brach im Satz ab, weil ihr klar wurde, wie absurd ihre Erklärung in den Ohren anderer klingen musste. Vögel aus Ton, die zum Leben erwachten und fort flogen. Sie konnte nicht einmal einen davon zeigen, um es zu beweisen.
„Was machst du damit?“, erkundigte er sich. „Krüge und Teller“, sagte die Frau. „Und Schalen.“
Der Mann sah sie an und nickte. Sie bemerkte, wie er spürte, dass dies nicht alles war. Fast schien es, als könnte er ihre Gedanken lesen und die Vögel in ihrem Kopf sehen.
„Kann man sie ansehen?“ Die Frau zuckte zusammen. „Wen?“ „Deine Teller, Schalen und Krüge. Das was du machst.“ „Ja. In meinem Haus habe ich einen Raum…“ „Heute?“ „Ja. Heute.“
„Kurz vor Sonnenuntergang räume ich meinen Stand zusammen“, sagte er. „Danach könnte ich kommen.“
Die Frau nickte, erklärte ihm, wo sie wohnte und machte sich auf den Heimweg. Unterwegs überlegte sie, ob sie dem Mann zeigen sollte, was mit den Tonklumpen in ihren Händen geschah. Aber was wäre, wenn sie vor seinen Augen an dem Vogel arbeitete und es einfach nur Ton bliebe? Es würde ihr noch nicht einmal etwas ausmachen, wenn er sie für verrückt hielte, aber manche Träume waren so zart, dass bereits der Windhauch eines Zweifels genügte sie zu zerstören.
Ihr Herz zerbrach fast bei dem Gedanken, die bedeutsamsten und erfüllendsten Erlebnisse in ihrem Leben mit niemandem teilen zu können. Am Abend, nachdem der Markt beendet war, suchte der Mann das Haus der Frau auf und klopfte. Sie öffnete und als sie ihn sah machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Ein Gefühl, wie sie es schon lange nicht mehr gespürt hatte.
Sie führte ihn in ihr Atelier und zeigte ihm ihre Töpferwaren. Er war ein aufmerksamer Zuhörer, stellte Fragen, lächelte ihr aufmunternd zu, gab kundige Ergänzungen über Ton und dessen
Verarbeitung zurück. Dennoch wirkte ein Teil von ihm ein wenig abwesend und gelegentlich streiften seine Augen durch den Raum, als versuchten sie etwas bislang Unsichtbares zu entdecken.
Sie erklärte gerade etwas über Glasierungen von Vasen, als er sich unvermittelt bückte und ein Stück Ton vom Boden neben der Töpferscheibe aufhob. Er hielt es hoch und drehte es langsam hin und her.
„Was ist?“, fragte die Frau. Er hielt das Stück vor ihr Gesicht. „Eine Möwe“, sagte er. „Siehst du sie?“ Die Frau erschrak. „Du kannst sie sehen?“ Der Mann nickte. „Du nicht?“
„Ich sehe viele. Jeden Tag. Ich streichle sie und forme sie und helfe ihnen so zu werden, dass sie fliegen können. Ich gebe ihnen Leben.“ Der Mann sah sich im Raum um. In den Regalen standen unzählige Töpferwaren für Haus und Küche, aber keine einzige Skulptur. Sein Blick fiel durch das Fenster, das zum Meer hinaus führte. Die Sonne berührte gerade als übergrosse glühende Scheibe den Horizont. „Sie sind wunderschön, deine Vögel“, sagte der Mann. „Aber niemand kann sie sehen“, flüsterte sie während sie ihn gebannt anstarrte.
Er hob den Arm und deutete zum Fenster hinaus. „Sieh, dort draussen, direkt vor der Sonne.“
Sie folgte seinem Blick. Vor dem Glutball kreisten unzählige schwarze Silhouetten. Ein Bild wie aus einem Traum, ein Tanz von Flügeln, unwirklich verschwommen in den Wellen warmer Luft. Und mindestens die Hälfte davon stammte von ihr. Er konnte tatsächlich ihre Vögel sehen!
„Dann spürst du auch, dass ich mir nichts mehr wünsche, als ein Vogel zu sein?“, sagte sie kaum hörbar. „Ja. Dennoch bist du ein Mensch.“ „Leider.“ „Nein. Zum Glück!“ „Wie kann es ein Glück sein, ein Mensch zu sein, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein Vogel zu sein? Ich werde in diesem Leben immer Mensch bleiben.“
„Ja! Ist das nicht wundervoll?“ „Warum habe ich dann diese Sehnsucht, die mich quält?“
Er ergriff sanft ihre Hand, drehte ihre Handfläche nach oben und legte den Tonklumpen hinein.
„Es ist nicht das Material, welches das Kunstwerk erschafft. Es sind deine Sehnsucht und deine Vorstellung. Und manchmal ist auch das wirkliche Kunstwerk ein anderes, als du denkst.“
Der inzwischen dunkelrote Sonnenball spiegelte sich als Lichtpunkt in seinen Augen. „Ehe meine Grossmutter starb, weihte sie mich in ein Geheimnis ein. Sie sagte, es gäbe etwas in jedem von uns, das wie ein Magnet andere Menschen und auch Geschehnisse anzieht. Ein Teil dieses Magneten sind unsere Sehnsüchte.“
Er nahm den Tonklumpen wieder von ihrer Handfläche und begann ihn mit zwei Fingern vorsichtig zu verformen. Als würde er den Ton liebkosen, ganz so, wie sie selbst es immer tat.
„Der Mensch, den wir uns an unsere Seite ersehnen ist jemand, der sehen kann, was wir sehen“, fuhr er fort. „Jemand, der spürt, was wir spüren. Dem wir nicht erklären müssen, was wir wissen, denken oder fühlen. Meine Grossmutter sagte mir, dass dieser Mensch bereits irgendwo dort draussen wartet und dieselbe Sehnsucht in sich trägt, wie ich. Das war mir ein gewisser Trost, doch wie sollte ich diesem Menschen begegnen?“
Er formte den zweiten Flügel der Möwe, die langsam wirkte, wie ein Vogel im Augenblick der Landung, ganz kurz bevor er den Boden berührt.
„Meine Grossmutter erklärte mir, dass ein weiterer Teil des Geheimnisses darin läge, dass diese beiden Menschen sich erst in dem Augenblick finden können, wenn sie aufgehört hätten zu suchen. Nur dann könnten ihre Herzen sich spüren.“ Er formte mit zwei geübten Griffen den Schnabel. „Ich strengte mich wirklich an, aber es gelang mir nicht. Je mehr ich versuchte, nicht mehr zu suchen, umso stärker wurde mein Gefühl, auf der Suche zu sein. Ich wurde immer verzweifelter, weil ich es nicht schaffte, nicht mehr zu suchen. Ich dachte, ich wäre in meiner Entwicklung und meinen Fähigkeiten noch nicht weit genug gekommen und je mehr ich dies beobachtete, umso elender fühlte ich mich. Ich holte mir Rat von weisen Menschen, las Bücher und besuchte Schulen, nur um zu lernen meine Suche loszulassen. Und je mehr ich dies versuchte, umso klarer wurde mir, dass ich auf einer weiteren Suche war: auf der Suche nach dem Weg meine Suche loszulassen. Es wurde immer komplizierter und nie zuvor fühlte ich mich weiter von mir selbst entfernt. Irgendwann erzählte ich meiner Grossmutter davon.“
Sie konnte nicht sagen, wie er es gemacht hatte, aber auf einmal waren die Schwanzfedern der Möwe fertig. So lebendig! „Sie sagte, ich hätte gerade den ersten Schritt getan: Mich selbst zu sehen und zu spüren, wie ich suchte und dass es nichts gab, was diese Suche in mir beenden konnte, solange ich eben dies erreichen wollte. Während sie mir über den Kopf strich - etwas,
mit dem sie mich schon als Kind immer beruhigt hatte - erklärte sie, dass dieser erste Schritt nicht nur gut sei, sondern die Grundlage für den nächsten.
Meine Grossmutter sagte, ich sollte meiner Sehnsucht jetzt eine Form geben, die andere sehen könnten.
Sie sagte, jede Form sei ein Magnet für andere Menschen und ein Magnet würde immer genau das anziehen, was zu ihm passt. Nun habe ich keine solche Begabung wie Töpfern, Musizieren, Schreiben oder Malen und dies entgegnete ich meiner Grossmutter. Wie, so fragte ich sie, soll ich meiner Sehnsucht Form verleihen, wenn ich kein Künstler bin?“ Er sah sie an und sie starrte regungslos zurück, als stünde sie einem Engel gegenüber. „Wie sollen wir das schaffen?“, wiederholte er. „Wie erreichen wir es, dass unsere tiefsten Sehnsüchte sich erfüllen? Ist das nicht eine der wesentlichsten Fragen in unserem Leben?“

Sie nickte kaum merklich, konnte ihren Blick nicht von seinen Lippen lassen, wie jemand, der einen Delfin beim Spiel in den Wellen des Ozeans beobachtete. Sie hörte seine Stimme, wie das ferne Rufen von Möwen, spürte, dass seine Worte ihr Herz umhüllten wie warmes Lagunenwasser. Sie fühlte, wie in ihr selbst gerade ein Wunder geschah.
Er fuhr fort: „Meine Grossmutter beruhigte mich. Sie sagte: Du musst kein Künstler sein, um etwas zu erschaffen. Die Menschen sehen nicht nur mit den Augen. Viele sehen auch mit ihren Herzen. Manche sehen sogar vor allem mit ihrem Herzen. Menschen spüren Menschen und dein Geist erschafft in jedem Augenblick etwas, das andere spüren, ganz gleich, wie weit sie entfernt sein mögen, und ob sie dir schon begegnet sind oder nicht. Sie spüren Gleiches, etwas, das wie sie selbst ist. Tauche in die Vorstellung deiner Sehnsucht ein, als wäre sie eine Erzählung in einem Buch. Denke nicht daran, ob sie sich erfüllen könnte oder nicht. Spüre, wie deine Sehnsucht für dich Wirklichkeit ist, ganz gleich, ob andere dies mit dir teilen oder nicht. Wenn du möchtest, dann erzähle von deinem Traum oder erschaffe etwas. Aber auch ohne dies werden Menschen kommen, die denselben Traum in sich spüren. Dies sind die Menschen, die Teil deiner Welt werden. Eine eigene Welt innerhalb dieser Welt, das ist es, was jeder von uns hat. Man nennt es Lebensweg.“
Der Mann legte den kleinen Tonklumpen, der jetzt eine Möwe war, auf die Töpferscheibe.
„Wenn wir unsere Gedanken zu einer Sehnsucht als Kunstwerk verstehen, können wir sie einfach nur erschaffen und ansehen und uns darüber freuen, wie sie sich anfühlen. Und dann wirken sie auf andere ebenfalls schön und anziehend.“ Er sah sie an. „Glaubst Du, dass es funktioniert?“
Die Frau konnte nicht antworten. Sie starrte auf den Tonklumpen, der hinter ihren Tränen verschwamm und sie sah, wie in diesem unscharfen Schleier eine Möwe aufflog und zum Fenster hinaus verschwand. Sie erinnerte sich, dass sie seit sieben Wochen jeden Abend einen neuen Vogel erschaffen hatte. Niemand hatte sie dabei beobachtet, niemandem hatte sie davon erzählt, weil sie keinem Menschen das Ergebnis zeigen konnte. Die Vögel, so glaubte sie manchmal, waren nur in ihrem Kopf vorhanden. Eine Fantasie. Und jetzt, in diesem Augenblick, stand ein Mann neben ihr, der sie ebenfalls sehen konnte. Der sie sogar erschaffen konnte. „Ja, ich glaube, dass es funktioniert“, brachte sie schliesslich hervor. „Ich weiss sogar ganz sicher, dass es funktioniert.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und sah ihn an. „Aber was ist, wenn niemals einer dieser Vögel in meinem Regal stehen wird? Wenn sie immer wieder fortfliegen, sobald ich sie aus dem Ton befreit habe? Wenn niemand sonst sie je zu Gesicht bekommt?“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter. Sanft wie eine warmer Windhauch. Vertraut und unendlich friedlich. Wie ein seit langem fehlender Teil von ihr, der sich gerade in ihr Leben fügte. „Erinnerst du dich daran, dass sich Wunder oft in anderer Form zeigen, als wir es geplant haben? Das ist der letzte Teil des Geheimnisses: Manchmal sind Sehnsüchte nicht dazu da, um sie zu erfüllen, sondern um sie zu teilen. Manchmal sind sie einfach nur da, damit wir uns gegenseitig finden.“