Familie und Gewalt

Verhaltensmuster zur Lösung von Konflikten lernen wir in der Familie. Statistiken belegen es: Auch in der Schweiz ist Gewalt in der Familie eine Tatsache. Verwandte, Freunde und Bekannte –scheuen sich, den Tatsachen in die Augen zu sehen und Verantwortung zu übernehmen.

Der Einfluss und die Vorbildfunktion des Elternhauses sind für die kindliche Entwicklung von grundlegender Bedeutung. Bestehende Konflikte sollen angegangen und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Die Eltern leben vor, dass Konfliktlösungen ohne Gewalt möglich sind.
Eine von Rücksicht und Dialog
geprägte Umgangsform ist in der Familie nicht selbstverständlich. 30 000 bis 40 000 Kinder in der Schweiz leiden in irgendeiner Form unter Gewalt in der Familie. Diese richtet sich entweder direkt gegen das Kind oder gegen andere Familienangehörige.
Betroffene reagieren
hilflos auf solche Probleme. Die Tatsachen werden oft viel zu lange verdrängt und führen zu sogenanntem Ausweichverhalten und zu einem schleichenden Verlust an Selbstachtung. Häufige Folgen sind eine Flucht in Alkohol, Drogen oder Medikamente, manchmal führen sie sogar zu
Selbstmord.
Das Leugnen
von Gewalt im häuslichen Umfeld stellt die extremste Form des Ausweichverhaltens dar. Abhängigkeit, Angst vor Schuldzuweisung lassen
Gedanken an eine Veränderung – zum Beispiel eine Trennung der Eltern – oft erst sehr spät aufkommen. Die Angebote von Beratungsstellen, Frauenhäusern, Männerhäusern, Anwältinnen und Anwälten werden aus Angst vor Scham oft nur zurückhaltend in Anspruch genommen.

Die Opfer von Gewalt
werden durch das unsensible Verhalten von Verwandten, Freunden und Bekannten in ihren Täuschungsmanövern leider noch unterstützt. Bei solchen Problemen sieht man lieber weg, will sich nicht einmischen.

Der Gewalt
in der Familie kann nur mit Offenheit, Wachsamkeit und Verantwortungsbewusstsein begegnet werden. Die Opfer brauchen Verständnis und
Unterstützung. Körperliche Signale oder unerklärliches Verhalten können Hinweise auf bestehende Gewaltsituationen sein.
Gewalt in der Familie
kann zur Keimzelle für die Gewaltentwicklung in der Gesellschaft werden. Wir wissen heute: Viele Täter waren früher selber Opfer. Es gibt bloss eines: Hinschauen, nicht wegsehen - und überlegt handeln!

Liebe Eltern
Es ist uns wichtig, wie wir zuhause miteinander umgehen. Ihr möchtet mit Respekt behandelt werden. Genau das möchten wir aber auch. Behandelt uns gleichwertig. Es würde uns dann leichter fallen, nicht frech, trotzig oder gemein zu reagieren. Ihr seid stärker; das müsst ihr uns nicht beweisen. Es tut
doppelt weh, von jemandem, den man gern hat und dem man vertraut, mit Worten oder gar körperlich verletzt zu werden. Ihr dürft uns Grenzen zeigen, aber wir wollen sie verstehen. Wir möchten mit euch reden können, ohne das Gefühl zu haben, wir würden bloss stören. Nehmt euch Zeit und habt Verständnis, selbst wenn ihr unsere Probleme für belanglos haltet. Das ist für uns sehr wichtig. Wir wollen eure Zustimmung und Anerkennung, sei es daheim, in der Schule oder im Sportclub. Wir sind nicht überall gleich gut, aber wir haben alle unsere Stärken. Helft uns, sie zu sehen und zu entwickeln! Und wenn es einfach nicht gehen sollte, dann seid nicht zu stolz, selbst jemanden um Hilfe zu fragen. Auch in unserem Interesse.