Freizeit und Gewalt

Mit dem Einsetzen der Pubertät gewinnen Freizeit und Medien bei den Jugendlichen an Einfluss. Eine sinnvolle Freizeitgestaltung ist trotz grossem Angebot für Kinder und Jugendliche nicht einfach. Die Mitgliedschaft in Gruppen, Gangs oder Banden bietet Identifikationsmöglichkeit: Zusammen sind wir stark! Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe beeinflusst auch das Verhalten gegenüber Drogen aller Art. Medien müssen nicht unbedingt Gewalt auslösen, sie verändern aber die Wahrnehmung von Gewalt und senken Hemmschwellen.

Im Verlauf der Entwicklung eines Kindes nimmt der Einfluss von Elternhaus und Schule ständig ab. Die Kontakte mit Gleichaltrigen in der Freizeit und der Einfluss der Medien nehmen dagegen deutlich zu. Ab dem Alter von zehn bis zwölf Jahren übertreffen die externen Einflüsse diejenigen der Familie und der Schule. Eine erfolgversprechende Prävention muss in dieser Phase einsetzen und bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit
fortdauern. Dem Freizeitbereich muss dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Kinder und Jugendliche
haben in den letzten Jahren immer mehr Zeit zur freien Gestaltung dazu gewonnen. Gleichzeitig ist das Angebot an organisierten Freizeitvergnügen wie Erlebnisparks, Spielsalons, Parties, Rock- und Pop-Konzerte usw. stark gestiegen. Eigenständige Erlebnisse werden durch Konsum von vorgefertigten Erlebnisveranstaltungen ersetzt. Wo Jugendlichen die Fähigkeit oder die Möglichkeit fehlt, eigene Erfahrungen zu machen, breiten
sich Langeweile und das Gefühl innerer Leere aus.
Man sucht «Action»
und Gewalt um sich überhaupt zu spüren. Oft geschieht das in einer Gruppe von Gleichgesinnten. Dort aber herrschen strenge hierarchische Strukturen: Der Anführer der Gruppe befiehlt, alle müssen gehorchen. Die Abgrenzung zu rivalisierenden «Cliquen» geschieht nach einem starren Freund-Feind-Schema ein guter Nährboden für Gewaltbereitschaft
Das starke Bedürfnis
nach Gruppenzugehörigkeit ist auch Ausdruck der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft. Der Verlust der Einbindung in die Familie, in die Wohnumgebung und in andere soziale Netze (z.B. Vereine) verstärken die Tendenz zur Gruppenbildung von Gleichgesinnten. Eine Prävention liegt deshalb auch in der Stärkung von gemeinschaftlichen sozialen Strukturen: offene, partnerschaftliche Freizeitinstitutionen, in denen Jugendliche echte Gesprächspartner finden.
Alkohol-, Medikamentenund Drogenkonsum
kommt als erschwerender Faktor häufig hinzu. Je nach Situation wird der Einstieg in die verschiedenen Drogen erleichtert. Oft entsteht ein regelrechter Gruppendruck, sich am Konsum solcher Mittel oder an anderen strafbaren Handlungen zu beteiligen. Gerade hier ist grosse Aufmerksamkeit seitens der Eltern und der anderen Menschen, die für die Erziehung verantwortlich sind, gefragt. Schon kleinste Anzeichen und Signale müssen unbedingt ernst genommen und gemeinsam besprochen werden. Genauso wichtig ist es aber, dass man nicht unverhältnismässig reagiert, sondern ruhig bleibt.
Auf den schlechten Einfluss
und die gewaltfördernde Wirkung der Medien wird häufig hingewiesen. Es steht fest, dass Gewaltdarstellungen in der Fernsehberichterstattung, in
Videos, Computerspielen oder Zeitschriften die Hemmund Reizschwelle herabsetzen. Die Jugendlichen bekunden zum Teil Mühe, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Eine wesentliche Aufgabe der Gewaltprävention besteht darin, die Jugendlichen für eine positive Nutzung
der Medien zu motivieren.

Neue Medien
Videos und vor allem das weltweite Internet stellen uns vor neue Herausforderungen. Da haben Jugendliche direkten Zugang zu Bildern, in denen auch gewalttätige, entwürdigende Pornographie gezeigt wird. Deshalb sollten Eltern darauf achten, wie ihre Kinder den Umgang mit den neuen Medien erlernen.

Liebe Eltern
Wir wünschen uns, dass ihr euch mehr für uns und unsere Probleme interessiert und uns zuhört, wenn wir mit euch sprechen wollen. Wir möchten auch unsere Freunde und Freundinnen mit nach Hause nehmen. Wir haben das Recht, von euch ernst genommen und respektiert zu werden, auch wenn wir oft nicht gleicher
Meinung sind. Wir wollen nicht immer nur hören, was wir alles nicht tun dürfen oder besser machen sollten, ohne dass ihr überhaupt wisst, warum wir es getan haben. Erklärt uns, warum wir Dinge unterlassen sollen, die ihr selbst auch tut. Das würde uns vielleicht helfen zu verstehen und zweimal nachzudenken, bevor wir handeln. Und lobt uns doch mal, nicht bloss für Schulleistungen. Es gibt im Leben Dinge, die wichtiger sind als Prüfungen und Noten!