Polizei und Jugendstrafverfahren

Bagatell- und Kleinkriminalität gehören zur Jugendzeit vieler Menschen. Die Jugend ist die Zeit der Selbstfindung. Das heisst auch: Jugendliche wollen Grenzen ausloten. Einige schiessen dabei über das Ziel hinaus. Vorbeugende Massnahmen können strafbares Verhalten verhindern. Polizei und Jugendstrafbehörden können Schule und Elternhaus in ihren Bemühungen sinnvoll unterstützen ihre Erfahrungen sind wertvoll beim Entwickeln von geeigneten Massnahmen. Es gibt keine festen Rezepte! Die vernetzte Zusammenarbeit aller Jugendfachstellen stellt eine wichtige Grundlage für Gewaltprävention dar.

Kinder und Jugendliche sind im Verlaufe ihres Heranwachsens einer doppelten Gefährdung durch Gewalt ausgesetzt, einerseits als Opfer, andererseits als Straftäter. Die Grenzen sind nicht immer klar zu erkennen, da Kinder und Jugendliche die Folgen ihres Handelns häufig nicht kennen.
Nahezu jeder Mensch
verübt in seiner Jugendzeit strafbare Handlungen. Dazu gehören zum Beispiel Schwarzfahren, Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Entwenden von Fahrzeugen zum Gebrauch, Diebstahl von Fahrzeugteilen, Drohung, Erpressung oder leichte Körperverletzung. Die überwiegende Mehrheit dieser Straftaten liegt im Bereich der Bagatellund Kleinkriminalität, die weder der Polizei noch den Jugendstrafbehörden gemeldet wird.
Seelische und soziale Unsicherheiten
sind nach neueren Forschungen die Ursachen für dieses Verhalten, die sich während des Reifeprozesses ergeben. Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit heisst für Jugendliche auch, Grenzen zu testen. Dabei kommt es vor, dass sie das erlaubte Mass überschreiten. Meistens verschwinden diese Kriminalitätsformen im Laufe des Heranwachsens von selbst und haben kaum einen bleibenden Einfluss.
Präventive Massnahmen
haben gerade in dieser Lebensphase eine grosse Bedeutung. Den Ursachen der Jugendkriminalität kann man durch bewusste Erziehung, Bildung und Ausbildung sehr viel entgegensetzen. Die Vorbeugung ist in erster Linie also eine Aufgabe von Elternhaus, Schule und Vereinen sowie von der Bildungs- und Sozialpolitik. Auch die Polizei nimmt eine wichtige Rolle wahr, wenn sie wertvolle Erkenntnisse aus der Strafverfolgung in die Präventionsbemühungen einbringt.
Die gemeinsame Verantwortung
und die Bedeutung einer fachübergreifenden Zusammenarbeit sind heute offensichtlich. Kinder und Jugendliche sollen wirkungsvoll über das Normenverhalten, die Kriminalität und das Strafverfahren aufgeklärt werden. Solidarität mit Schwächeren ist ein wichtiges Erziehungsziel. Nur eine koordinierte und aufeinander abgestimmte Präventionsarbeit garantiert auf längere Sicht, die Gewalt und Jugendkriminalität wirksam zu beeinflussen.
Hilfe
gibt es überall in der Schweiz. Staatliche Sozialdienste, Jugendämter und private Beratungsstellen helfen weiter. Jedes grössere Polizeikorps hat Fachleute, die für den Bereich «Jugend» zuständig sind. Diese können aufgrund ihrer Erfahrungen wertvolle Informationen vermitteln.
Was man im Fall von Gewalt unter Jugendlichen tun kann:
– hinschauen
– nicht wegsehen
– kühlen Kopf bewahren – nicht dramatisieren
– wo nötig handeln – und zwar richtig
– Mut zum Gespräch haben
– Fachpersonen beiziehen
– im Notfall die Polizei verständigen

Wichtig: Die Polizei kann zwar eingreifen; aber sie kann nicht alle Probleme lösen!

Liebe Eltern
Liebe Lehrerinnen und Lehrer
Wenn ihr euch nicht mehr zu helfen wisst, dann droht ihr! Ihr denkt, am stärksten wirkt die Drohung mit der Polizei. Damit nehmt ihr uns die Möglichkeit, die Polizei als Partnerin zu akzeptieren. Sagt doch nicht einfach, wir Jugendlichen seien heute gewalttätiger. Zugegeben, manchmal gehen wir etwas zu weit und schlagen über die Schnur. Doch wie begeistert erzählt ihr von euren Jugendstreichen.
Und redet nicht so einseitig über unsere ausländischen Freunde. Was sie brauchen, sind nicht Vorurteile, sondern Verständnis und echte Unterstützung.
Ihr wisst nicht einfach alles besser, nur weil ihr älter seid. Helft uns lieber, unsere eigene Lösung zu finden. Wenn wir einmal zu weit gegangen sind, dann seid bereit, uns zu vergeben. Stempelt nicht jeden, der einmal eine Krise hat, zum Versager oder gar zum Verbrecher.